Eine Ermutigung zum Aktivwerden und Selberdenken. Philosophie darf in Frage gestellt werden. Am Beispiel von Réné Descartes.
Ego cogito, ergo sum.
Réné Descartes
Gedanken eines Philosophen:
Lieber Monsieur Descartes,
Ihr philosophisches Werk, Ihre Erkenntnistheorie, sowie Ihr mathematisches und naturwissenschaftliches Schaffen in allen Ehren. Sie werden oft zitiert mit dem berühmten Ausspruch: „ego cogito, ergo sum“ oder kurz: „cogito, ergo sum“ – Ich denke, also bin ich
Sie lebten im im 17. Jahrhundert (1596 – 1650).
Von alten Bibliotheken, Gedankensammlungen und Bestandsaufnahmen
Ihre Schaffensperiode ist daher bereits ein paar Jahrhunderte her und ich nehme mir die Freiheit Ihren Satz genauer unter die Lupe zu nehmen. Es kann nicht schaden die alten Schmöker von Zeit zu Zeit aus dem Regal zu holen, zu betrachten, abzustauben und zu überprüfen, ob sie noch gefallen.
Ein Wortspiel zum Sein und zur Philosophie
Zuallererst fällt mir ein Witz dazu ein:
René Descartes sitzt in einer Bar bei einem Drink. Der Barmixer fragt ihn, ob er noch einen möchte. „Ich denke nicht“, sagt er und plötzlich war er nicht mehr.
Nicht lustig? – Zum Glück lässt sich über Humor nicht streiten
Die von Ihnen entwickelte Erkenntnistheorie wurde stark durch Ihre Arbeit als Mathematiker und Naturwissenschaftler geprägt. Die Logik war Ihnen ein inniger Freund und eine vertraute Methode.
Mein Gedanke: Einspruch euer Ehren
Ich möchte an dieser Stelle jedoch Einspruch erheben. Es scheint ein Missverständnis vorzuliegen.
Sie stellen das Sein als Folge des Denkens darstellen?
Verzeihen Sie Herr Descartes, das erscheint mir höchst unlogisch und ich hätte dies von einem Profi, der sich beruflich mit Logik beschäftigt nicht erwartet. Ich möchte Ihnen und euch, meinen lieben Lesern, gerne meine Gedanken dazu näher bringen
Folgende Fragen:
- Was bist du, was ist der Mensch für ein Wesen?
- Bist du ein denkendes Wesen ?
- Bist du ein fühlendes Wesen?
- Bist du ein lebendes Wesen?
- Was ist mit denen die nach unserer Auffassung nicht denken – im menschlichen Sinne? Also Pflanzen, Tiere, Pilze, Bakterien, Viren, etc. Sind dies keine Lebewesen?
Ausgedacht: Noch ein Wortspiel
Überhaupt heißt es doch Lebewesen und nicht Denkewesen.
Du erkennst worauf ich hinaus will.
Die unendliche Weite des Seins lässt sich nicht mit dem Verstand und der Logik erfassen.
Es lässt sich ebenso wenig nur über die Emotionen erfassen. „Ich fühle, also bin ich“, wäre genauso ein Trugschluss.
Gedanken zu Identifkationen und Trugschlüssen
Menschen neigen dazu, sich stark mit den eigenen Gedanken oder/und Gefühlen zu identifizieren. Wahrscheinlich auch Du von Zeit zu Zeit.
Doch das BIST du nicht. Da ist offenbar etwas, das trotz der Unbeständigkeit von Gedanken und Gefühlen alles „am Laufen hält“.
Anders:
Übung 1
- Stell Dir vor, du wärst ein bestimmter Gedanke, z.B. ein Zweifel an etwas. Was passiert, wenn dieser Zweifel, aus welchen Gründen auch immer, ausgeräumt wird und verschwindet? Hörst du selbst dann auch auf zu existieren?
Das gleiche Spiel funktioniert natürlich auch mit jedem x-beliebigem Gefühl, z.B. Unsicherheit.
Übung 2
- Was ist, wenn du in einer Situation an Unsicherheit verlierst, weil dir zum Beispiel jemand einen hilfreichen Impuls gegeben hat oder dich anderweitig unterstützt. Ist dein Sein dann plötzlich auch weniger oder verschwindest du sogar ganz – wie Herr Descartes – wenn du deine Unsicherheit komplett ablegst?
Gedankenverloren: Aufklärung eines Missverständnisses
Wie sehr du dich von deinen Gedanken und auch Gefühlen vereinnahmen lässt, hast du in der Hand. Die Fabrik dafür befindet sich letztendlich in deinem Hirn. Wie du denkst beeinflusst wie du fühlst und umgekehrt beeinflusst dein Fühlen dein Denken.
Am Rande: Das wiederum beeinflusst auch deinen Energiehaushalt und wie es deinem Körper geht, deine Haltung, dein Handeln etc.
Der Umstand, dass du manchmal nicht genug Abstand findest. Also dein Sein und dein Selbst mit Gedanken und Gefühlen identifizierst, führt dazu, dass du dich manchmal „verloren“ fühlst. In Gedankenschleifen, Grübeleien, Emotionen, etc.
Dein Sein, das Leben, schließt alles mit ein: Denken, fühlen, zweifeln, lachen, weinen, lieben, etc.
Nicht umsonst gibt es den Ausdruck: „Das war nicht ich selbst“ oder „aus dem Affekt heraus handeln“ (eine ‚Kurzschlusshandlung‘ aufgrund einer Gemütsregung).
In dieser Hinsicht, könnte man Menschen doch ab und zu als Denkewesen oder Fühlewesen bezeichnen. Natürlich mit Augenzwinkern.
Dein Sein, das Leben, schließt alles mit ein: Denken, fühlen, zweifeln, lachen, weinen, lieben, etc.
Lebe dies ruhig aus. Du bist ein Lebewesen. Ein Lebewesen, das lebt und erlebt. Und denkt und fühlt. Das macht den Menschen aus.
Mach dir bewusst:
Du bist.
Du bist ein Lebewesen. Ein Lebewesen, das lebt und erlebt. Und denkt und fühlt. Das macht den Menschen aus.
Dein Sein möchte einfach nur erfahren (werden), in seiner ganzen Palette.
Gedanken an Monsieur Descartes
Lieber Monsieur Descartes,
ich würde aufgrund der oben genannten Ausführungen Ihr Zitat modifizieren:
Ich bin, also denke ich.
Und auch das beschreibt letztendlich nur einen Teilaspekt.